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Inbetriebnahmemanagement: Was nach VDI 6039 wirklich zählt

  • Autor: Nicole Bauer
  • Veröffentlicht am: 23.05.2025
Lesezeit:

Einleitung

Die Inbetriebnahme technischer Anlagen gilt oftmals als finaler Bauabschnitt – und wird in Ausschreibungen häufig nur rudimentär beschrieben. Doch die reine Inbetriebnahme, wie sie VDI 6039 definiert, deckt nur die isolierte Prüfung einzelner Gewerke ab. Das Inbetriebnahmemanagement hingegen orchestriert den gesamten Prozess von der Planungsphase bis zur abschließenden Dokumentation. In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen, warum eine ganzheitliche Herangehensweise nach VDI 6039 unverzichtbar ist und wie Sie Ihre Ausschreibungsunterlagen entsprechend präzisieren.

 

Die Begriffsabgrenzung: Inbetriebnahme vs. Inbetriebnahmemanagement

  • Inbetriebnahme (VDI 6039):
    • Einzelprüfungen von Funktions-, Sicherheits- und Leistungsmerkmalen nach Montageabschluss
    • Abnahme jeder Komponente durch standardisierte Tests
  • Inbetriebnahmemanagement:
    • Planung, Steuerung und Kontrolle aller Inbetriebnahmeschritte
    • Erstellung eines verbindlichen Inbetriebnahmeplans als zentrales Steuerungstool
    • Koordination der Fachgewerke und Ressourcen
    • Interdisziplinäre Wirkprinzipprüfungen gemäß VDI 6010
    • Vollständige Übergabe der Dokumentation an den Betreiber

Ihr Nutzen: Ein nahtlos integrierter Prozess verhindert Verzögerungen, verlängerte Gewährleistungsphasen und zusätzliche Kosten.

 

Schlüsselkomponenten des Inbetriebnahmemanagements nach VDI 6039

  1. Grundlagenermittlung & Organisationsstruktur
    • Definition der Rollen: Bauleiter, Prüfingenieur, Verantwortlicher für Dokumentation
    • Festlegung von Schnittstellen zwischen TGA-Planern, Bauherrn und Fachfirmen
  2. Inbetriebnahmeplan
    • Meilensteine, Terminketten und Prüfpunkte
    • Verantwortlichkeiten und Eskalationswege
  3. Koordination aller Gewerke
    • Zeitoptimierte Abstimmung von Elektro-, Lüftungs-, und Sanitärinstallationen
    • Frühzeitige Konflikterkennung durch regelmäßige Koordinationsmeetings
  4. Wirkprinzipprüfungen (VDI 6010)
    • Validierung der thermodynamischen und hydraulischen Systemparameter
    • Einsatz von 1-1-Tests und Stresstests im Probebetrieb
  5. Abschlussdokumentation
    • Prüfberichte, Messprotokolle, Abnahmenachweise
    • Übergabe an den Betreiber mit Schulung und Einweisungsunterlagen

 

Warum Inbetriebnahmemanagement in Ausschreibungen oft fehlt

  • Fragmentierte Leistungsbeschreibung:
    Viele Leistungsverzeichnisse beschränken sich auf die reine Inbetriebnahme einzelner Gewerke, ohne Planungs- und Koordinationsleistungen zu berücksichtigen.
  • Unterschätzter Aufwand:
    Projektbeteiligte verkennen den hohen technischen Aufwand hinter Wirkprinzipprüfungen und probebetrieblichen Stresstests.
  • Fehlende Normative Verweise:
    VOB/A-Ausschreibungen verweisen selten explizit auf VDI 6039 oder ergänzende AHO-Richtlinien.
  • Kosten-Nutzen-Fehleinschätzung:
    Weggelassene Management-Leistungen wirken kurzfristig budgetschonend, führen jedoch zu langfristigen Risiken und Nachforderungen.
  • Getrennte Betrachtung von Prüfphasen:
    Erst-, Wieder- und Nachinbetriebnahmen (z. B. gemäß VDI 6041 oder AMEV 135) werden nicht als fortlaufender Prozess abgebildet.

 

Praxistipps für Ausschreibung und Vergabe

  1. Klare Struktur im Leistungsverzeichnis
    • Kapitel „Inbetriebnahmemanagement“ separat ausweisen
    • Leistungsumfang nach VDI 6039 punktgenau aufführen
  2. Festlegung verbindlicher Termine und Meilensteine
    • Kalenderspezifische Deadlines (z. B. „Fertigstellung Inbetriebnahmeplan bis X“)
    • Sanktionen bei Terminverzug
  3. Vorgabe technischer Mindestanforderungen
    • Wirkprinzipprüfungen nach VDI 6010 verpflichtend
    • Dokumentationsumfang und Prüfprotokoll-Standards festlegen
  4. Integration interdisziplinärer Tests
    • Gemeinsame Funktionsprüfungen mit allen Gewerken
    • Last-/Performance-Tests im Probebetrieb
  5. Transparente Kommunikation
    • Regelmäßige Status-Reports und Abnahmeprotokolle
    • Zentrale Projektplattform zur Dokumentenverwaltung

 

Fazit & Handlungsempfehlung

Ein umfassendes Inbetriebnahmemanagement nach VDI 6039 sichert den reibungslosen Übergang vom Bau in den Betrieb. Auftraggeber sollten in Leistungsverzeichnissen nicht nur die Inbetriebnahme, sondern das gesamte Management nach VDI 6039 verbindlich fordern. So werden Termine, Kosten und Qualität robust eingehalten – und Ihr Projekt gelingt ohne versteckte Risiken.

Jetzt handeln: Überarbeiten Sie Ihre nächste Ausschreibung und verankern Sie das Inbetriebnahmemanagement als eigenständige Leistungsposition nach VDI 6039. Ihre Projekte werden es Ihnen danken – mit Effizienz, Transparenz und Verlässlichkeit.

Möchten Sie Ihr Projekt mit professionellem Inbetriebnahmemanagement nach VDI 6039 absichern?

Kontaktieren Sie uns: info@baupass.de oder telefonisch unter +49 (0)30 239 829 31.

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